Dokumente zum Zeitgeschehen

»Für eine Intervention in Libyen!«

Aufruf französischer Intellektueller für eine Sperrung des libyschen Luftraums, 16.3.2011

Das Kulturmagazin "perlentaucher.de" dokumentiert einen Aufruf französischer Intellektueller, die für eine Sperrung des libyschen Luftraums plädieren. Lanciert wurde der Appell unter anderem von Jane Birkin, Andre Glucksmann und Claude Lanzmann. Zu den Unterzeichnern gehören neben zudem Pascal Bruckner, Daniel Cohn-Bendit, Bernard-Henri Levy, Raphaël Enthoven, Romain Goupil, Bernard Kouchner und Olivier Rolin.

Die Zeit drängt in Libyen. Mit jedem Tag, jeder Stunde, mit mörderischer Waffenmacht -Flugzeugen, Hubschraubern, Panzern, Raketen, Söldnern - verstärkt der Diktator Gaddafi den Zugriff auf sein Land und zerschlägt den Freiheitswillen des libyschen Volkes. Entschlossen, sein Land in "Strömen von Blut" zu ertränken, "säubert" er die Städte von Oppositionellen und installiert eine Terrorherrschaft. In Tripolis und in den von den Rebelle zurückeroberten Regionen werden zahlreiche Menschen entführt, in Folterzellen gesteckt und ermordet.

Der Westen ist sich in seiner Verurteilung des verrückten Diktators einig. Aber, das hat das G8-Treffen nochmals gezeigt, er schwankt, stellt immer neue diplomatische Bedingungen, die einer Intervention vorausgehen, findet Vorwände für seine Tatenlosigkeit. Die Zynischsten kommen sogar mit dem Argument des Neokolonialismus, den uns die arabischen Völker übel nehmen könnten.

Hören sie denn nicht die Rufe der libyschen Rebellen, aber auch der arabischen Liga, der Organisation der islamischen Konferenz, des Kooperationsrats der Golfstaaten? Sie alle fordern eine Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, um eine Flugverbotszone einzurichten. Die arabischen Führer haben verstanden: Wenn sie in Zukunft in der Region mitreden wollen (und für viele unter ihnen: ihren Platz retten wollen), dann dürfen sie nicht auf der Seite der Diktatoren stehen, die ihre protestierenden Jugend ermorden.

[...] Wir fordern also dringend von der französischen Regierung und ihren Partnern, alles zu tun, damit die UNO sich an ihr Versprechen "responsibility to protect" hält und damit Europa Veantwortung übernimmt und zeigt, dass sein Wille den libyschen Oberst abziehen zu sehen nicht nur ein frommer Wunsch ist. Mit aller Dringlichkeit ist der Sicherheitsrat einzuberufen, damit er ein Mandat für eine Intervention erteilt. Und er darf nicht ein weiteres Mal als Alibi der Untätigkeit angesichts des Verbrechens dienen.

Und die russische und chinesische Regierung dürfen uns nicht zwingen, die libysche Demokratie zu massakrieren. Jetzt, sofort, muss gehandelt werden. Jetzt, sofort, muss der Schlächter gestoppt werden.

Der Aufruf im Wortlaut