Hebt man in diesem Winter einige auf dem Weg liegende „Blätter" aus dem letzten Jahr auf, so stellt man fest: Die neue Zuwendung zum okzidentalen Universalismus wird nicht angemessen als Damaskus aufgefaßt, sie bleibt äußerlich und geht nicht mit der nötigen Revision linker Denkgewohnheiten einher. Nach wie vor soll der Staat zugunsten des Volkes entmachtet werden, nach wie vor steht Hobbes im Gegensatz zu Rousseau in schlechtem Licht, nach wie vor herrscht materialistische Metaphysikfurcht mit der Wirkung, daß Sprache und Prozedur substantiellen Inhalten vorgezogen werden, nach wie vor wird der philosophische Dualismus zwischen der Realität und einer davon unabhängigen normativen Ordnung abgelehnt und der den deutschen Sonderweg kennzeichnende Monismus weitergeführt.
Vom Bock zum Gärtner
Gegenüber dem Angriff der jungen Rechten formiert sich bei den alten Linken ein Selbstbewußtsein, das den Begriff Selbstanerkennung verwendet. Man will mit diesem von Golo Mann in den 60er Jahren geprägten Begriff zur Würdigung der republikanischen Leistung der Bundesrepublik auffordern und einer Erscheinung vorbeugen, die man Weimarisierung nennt: der Distanzierung der geistigen Oberschicht von der demokratischen Staatsform. Nicht zufällig hat man einen Begriff gewählt, der sich auf die „alte Bundesrepublik" bezog.