Glanz und Elend einer politischen Generation
Der ehemalige Marxist und Juso-Vorsitzende Gerhard Schröder ist Bundeskanzler. „Sieg der Achtundsechziger“, titelt die „Welt“. Und Rezzo Schlauch, seit Joschka Fischers Konversion zum mageren Marathonmann Sinnbild des lebemännischen 68ers, jubiliert: „Wir waren doch eine unheimlich politische Generation. Es wäre doch ein Treppenwitz gewesen, wenn wir übergangen worden wären.“ Der Marsch durch die Institutionen scheint nach dreißigjähriger Odyssee doch noch von Erfolg gekrönt zu sein. Die 68er-Generation als Siegerin der Geschichte. Oder sollte sich das, was heute als Triumph erscheint, als Pyrrhussieg erweisen?
1988 oder Die gute 68er-Generation und der Wertewandel
Schon einmal, zum 20jährigen Jubiläum der Revolte, schien der Sieg dieser Generation so gut wie ausgemacht. Unbemerkt von vielen 68ern hatte sich in den 80ern das Jahr 1968 vom Ruch der radikalen Revolte befreit und war zu einem positiv konnotierten Markenzeichen geworden, was Klaus Hartung zu der Feststellung veranlaßte: „Alle lieben ’68“.
1988 stand ’68 für den Beginn von Emanzipation und Demokratisierung – nach den damals gängigen Codierungen gleichbedeutend mit „Fortschrittlichkeit“.