Ausgabe Januar 2006

Unter Beschuss

Macht „Bild“ gegen sich selber Reklame? Erstaunte Passanten können in diesen Tagen Slogans auf Plakatwänden und an Bushaltestellen lesen, die an die Zeit der Studentenrevolte erinnern: „Entmachtet Bild“, „Nieder mit Bild“ oder „Lest keine Bild“. Verständlich wird der Trick erst, wenn man weiter liest: Die Parole wird nicht-existierenden Organisationen zugeschrieben – mit Namen wie „Bund der korrupten Politiker“, „Bund der Doping-Sportler“, „Bund der Benzinabzocker“ usw. Ist es ein Zufall, dass die schrille Kampagne gerade jetzt die Vorweihnachtsstimmung aufstört?

Der Springer-Verlag will den TV-Konzern SAT 1/PRO 7 übernehmen, hat aber nicht damit gerechnet, dass die Behörden, die einer solchen Konzentration zustimmen müssen, einmal über den Rand ihres fachlichen Horizonts hinaus nachdenken würden. Sie nennen die Übernahme nämlich „eine Verzerrung des Wettbewerbs“, obwohl es sich um verschiedene Medien handelt. Springer als Zeitungsverleger würde im Falle einer Fusion mehrere Fernsehsender (die für sich bereits einen mächtigen Konzern bilden) übernehmen: SAT 1, PRO 7, Kabel 1 und N 24. Im Printbereich gehören zu Springer neben der „Bild“-Zeitung noch mehrere Publikums- und Programmzeitschriften; außerdem ist Springer an einigen privaten Radiostationen beteiligt.

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