Ausgabe März 2007

Uschi O.

Zwei Katastrophen hätten Deutschland zu Beginn dieses Jahres heimgesucht: Der Sturm Kyrill und die Rückkehr der Uschi Obermaier, schreibt der französische Filmkritiker Yves Petignat in „Le Temps“. Aber der pünktlich zu ihrem 60. Geburtstag entfesselte Mediensturm über die Verkörperung der sexuellen Revolution von 1968 war eher harmlos und wurde ein weiteres Mal zur Destruktion einer Ära genutzt.

Denn schon damals waren die Widersprüche ihres kurzen Gastspiels in der aktuellen Politik nur zum Anlass für hämische Klischees genommen worden. Sie verdiente als Fotomodell sehr gut und finanzierte die Kommune 1, so dass deren Mitglieder ihre Tage mit Nichtstun verbringen konnten. Bei politischen Diskussionen in der Kommune schlief sie meistens ein. Sie wollte sich vergnügen mit Sex, Drogen und Rockmusik und gab Anlass für voyeuristisch-spöttische Kommentare über die 68er-Bewegung: Die kriegten ja noch nicht einmal den Schwanz hoch.

Zum Jubiläums-Interview im „Stern“, der ihre Titelbilder-Karriere damals eröffnet hatte, zog sie sich jetzt noch einmal aus, und die Bilder zeigen einen immer noch schönen, erotisch attraktiven Körper, der, mit einiger „Nachhilfe“, wie sie eingesteht, so sehr ihren früheren Bilder gleicht, dass es fast wie ein Symbol erscheint: Sie sieht so aus wie früher und redet wie früher, auch als US-Staatsbürgerin, die heute in der ländlichen Idylle Schmuck entwirft.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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