Ausgabe Mai 2007

Helmut Ridder 1919-2007

Helmut Ridder – unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, am 18. Juli 1919, geboren – gehörte schon während des NS-Regimes zu den jungen Deutschen, die dessen Inhumanität selbst erkannten und dazu nicht erst der Erfahrung des „Zusammenbruchs“ im Jahre 1945 bedurften. Durch ein katholisches Elternhaus geprägt, war er während des Nationalsozialismus alt genug, um die zerstörerisch formlose Gewalt zu erkennen, doch zu jung, um handelnd dagegen auftreten zu können. Die Auseinandersetzung mit der deutschen Tradition, von einem substanzhaft der Gesellschaft enthobenen Staat her Politik zu denken und politisch zu handeln, hat das Gravitationszentrum eines an theoretischer Anziehung und Abstoßung reichen Lebens als Forscher und politischer Bürger gebildet. Ihm war noch die Selbstkonstruktion des „deutschen Kaiserreichs“ gegen die Gesellschaft präsent: In der symbolhaft außerhalb der Grenzen Deutschlands in Versailles vollzogenen – modern gesprochen: geradezu selbstreferenziellen – Gründung des deutschen Nationalstaats waren in seinen Augen alle Bedingungen für die Selbstüberhöhung des Staates in den späteren Krisen angelegt. Helmut Ridder war somit ein später Antipode Carl Schmitts, des Staatsrechtslehrers, dessen Denken in der „verschärfenden“ Unterscheidung von „Freund und Feind“ die sich über die Form erhebende „Wahrheit“ des Staates in Anschlag bringen wollte.

Sie haben etwa 18% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 82% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo