Ausgabe August 2007

Die Kopfabmaschine

Henryk M. Broder ist letztes Jahr sechzig geworden. Damit sein nunmehr ehrwürdiges Alter bemerkt und womöglich ausgezeichnet werde, schrieb er das Buch „Hurra, wir kapitulieren“ mit der imperativen Widmung „Für mich, zum Sechzigsten.“

Für Helmut Markwort, den „Focus“-Chef, kein Problem. Denn diesmal durfte der Angestellte von Hubert Burda, Börnestiftungsvorstandsmitglied neben Springer-Chef Mathias Döpfner und anderen, ganz allein, wie das beim Börne-Preis der Brauch ist, den Preisträger aussuchen, Broder eben.

Und Broder hat den Börne-Preis dieser Herkunft in der Tat verdient. Broder ist ein Bekenner, ein ideologischer Exhibitionist voll Leidenschaft. Er verehrt George W. Bush, trat schon immer für dessen Krieg gegen den Irak ein, sein Handy klingelt mit der US-Hymne, und jüngst trat er im Arte- Kulturmagazin Metropolis mit einer mächtigen US-Fahne auf dem Hemd über seinem nicht weniger ansehnlichen Bauch zum Interview an.

Sein Kampf gegen den Terrorismus ist ebenso schlicht. Wie Bush hat er es längst aufgegeben, allein gegen die Terroristen von Al Qaida zu kämpfen. Er kämpft gegen – wörtlich – „1,5 Milliarden Moslems in aller Welt, die chronisch zum Beleidigtsein und unvorhersehbaren Reaktionen neigen“. Er kämpft gegen die Ausländer, die sich in Deutschland breitgemacht haben. Gegen den „Migrationshintergrund“.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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