Ausgabe September 2025

Die Entkernung der Demokratie

Wie wir die digitale Öffentlichkeit vor den Oligarchen retten können

Symbolbild: Schatten von Menschen auf Zahlen auf einer riesigen Displaywand (IMAGO / Ikon Images / Saul Gravy)

Bild: Symbolbild: Schatten von Menschen auf Zahlen auf einer riesigen Displaywand (IMAGO / Ikon Images / Saul Gravy)

Die reichsten und mächtigsten Menschen der Welt reihen sich hinter einem autoritären Herrscher ein, dessen Regierung die US-Demokratie zerstört. Der rechte Autoritarismus schreitet voran – politisch, gesellschaftlich, technologisch. Das wird in den USA besonders deutlich, ist aber längst ein globaler Trend. Ein zentrales Element dabei ist der Aufbau neuer Gegenöffentlichkeiten im Netz. Rechtspopulisten – und zunehmend Rechtsradikale – nutzen digitale Kanäle und ihre Mechanismen gezielt, um journalistische Medien zu umgehen und selbst zu Sendern zu werden. Auch in Deutschland hat sich am rechten Rand ein neues mediales Ökosystem gebildet – als Scharnier zwischen Konservatismus und Extremismus. Es reicht von Nius über Tichys Einblick bis zur „Welt“ und wird unterstützt von zahllosen Nutzer:innen auf großen Plattformen wie Facebook, Youtube, Tiktok oder X, die sich dort algorithmisch verstärken.

Das führt zu einer schleichenden, aber systematischen Diskursverschiebung nach rechts außen. Die Techoligarchen aus dem Silicon Valley stellen dafür die Infrastruktur bereit – teils bewusst und mit politischen Absichten, teils aus Gleichgültigkeit und Profitinteresse. Sie können sich dabei der extremen Machtkonzentration im Digitalen bedienen: 99 Prozent der Verwaltungscomputer laufen auf Microsoft. Bei Cloud-Infrastrukturen teilen sich Google, Microsoft und Amazon den Markt auf. Über 80 Prozent der Menschen in Deutschland benutzen WhatsApp.

»Blätter«-Ausgabe 9/2025

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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