Als vor gut einem Vierteljahrhundert der realexistierende Kommunismus implodierte, stürzte dieses Jahrhundertereignis zahlreiche Intellektuelle in veritable Identitätskrisen. Scheinbar geistig desorientiert durch den Wegfall der Ost-West-Konfrontation, in der man sich längst häuslich eingerichtet hatte, verlangten viele, sich umgehend auf die „Suche nach neuen Feinden“ zu machen.[1] Ist eine endgültig „entfeindete Demokratie“ (Ulrich Beck),[2] die ungeachtet eines offenbar „unstillbaren Bedarfs an Feindbildern“ angeblich gar keine wirklichen Feinde mehr „braucht“, nicht eine weltfremde Illusion?
(aus: »Blätter« 7/2016, Seite 92-101)
Themen: Demokratie, Menschenrechte und Innere Sicherheit