Ausgabe Juni 2016

Einfluss ohne Grenzen: Die neuen globalen Schatteneliten

Den Reichen dieser Welt wird Steuervermeidung leicht gemacht. Das jedenfalls ist eine Erkenntnis aus den spektakulären Enthüllungen der sogenannten Panama Papers.[1] Sie verdeutlichen aber noch mehr: Wer wohlhabend ist, kann sich in den Steuerparadiesen nicht nur der Pflicht entziehen, Abgaben zu zahlen – er verweigert sich damit auch mühelos Gesetzen und stellt sich über die Rechtsordnung. Die Nutzer von Steueroasen und Schatteneliten sind zwar nicht identisch, dennoch verweisen die Panama Papers auf ein grundlegenderes Phänomen.

Durch die Umbrüche der vergangenen Jahrzehnte haben sich neuartige Einflusseliten herausgebildet.[2] Sie halten sich an ein Erfolgsrezept, das ebenso neu ist: Sie üben ihre Herrschaft vor allem durch informelle und flexible Mittel aus, die den Radar öffentlicher Aufmerksamkeit unterlaufen. Sie sind weniger sichtbar, weniger stabil, aber beweglicher als ihre Vorläufer – und sie haben eine globale Reichweite. Ihre Praktiken entziehen sich konventionellen demokratischen Kontrollmechanismen. Zumindest auf einigen globalen Schauplätzen und besonders in den westlichen Demokratien mischen sie allenthalben mit: in der Energieversorgung wie im Gesundheitswesen, in der Finanzindustrie wie in der Außenpolitik.

So beeinflussen diese Eliten heutzutage viele Entscheidungen von weltweiter Bedeutung – und das mit einschneidenden Folgen.

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema