Ausgabe Mai 2017

Das Proletariat: Vom revolutionären Popanz zum reaktionären Pöbel

In der Januar-Ausgabe skizzierte »Blätter«-Mitherausgeber Micha Brumlik das neue »reaktionäre Subjekt«, nämlich das einstige Proletariat, auf seinem Weg zum Pöbel. Dagegen wendet sich scharf der Soziologe Ulrich Weigel.

Im November 1847 gab der Bund der Kommunisten bei Karl Marx und Friedrich Engels eine Arbeit in Auftrag, die als Parteiprogramm in theoretischer und praktischer Hinsicht fungieren sollte. Gesucht war ein Pamphlet, das die theoretischen Erkenntnisse auf den Punkt bringt und der revolutionären Bewegung im politischen Kampf den Weg weist. Mit dem im Februar 1848 erschienenen „Kommunistischen Manifest“ ist Marx und Engels dies durchaus geglückt: Das Manifest, in Dutzenden Auflagen gedruckt, wurde zu einem der wichtigsten Parteiprogramme der Weltgeschichte.

Auch heute, rund 170 Jahre nach Erscheinen des Manifests, ist seine Zugkraft noch immer beachtlich. Und doch ist es nunmehr ein Leichtes, das Versagen der Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt zu konstatieren. Ganz offensichtlich blieb der Umsturz der bürgerlichen Verhältnisse durch das Proletariat aus. Auch Micha Brumlik stellt fest, dass es seine als unvermeidlich apostrophierte geschichtliche Mission nicht erfüllt hat.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema