Ausgabe November 2017

Gewalt der Empörten: Die Riots von Hamburg

Dann immer es zu massiver Protestgewalt kommt wie zuletzt beim G20-Gipfel in Hamburg, entspinnt sich ein Deutungskampf. Die am Status quo orientierten Kräfte bezeichnen ihre Herausforderer als Randalierer oder gar Terroristen und sprechen ihnen jegliche Legitimation ab. Diejenigen, die zur Protestgewalt greifen, bestreiten wiederum die Legitimität der Herrschenden, zumindest aber einzelner politischer Entscheidungen. Entsprechend verstehen sie sich, abhängig von der jeweiligen Konfliktkonstellation, als Befreiungsbewegungen, als Vorkämpfer einer neuen und gerechten Ordnung, als Anwälte der Schwachen und Entrechteten oder als Korrektiv für massive Fehlentwicklungen.

Nicht immer hat allerdings die kategorische Verurteilung der Protestgewalt durch Machthaber, herrschende öffentliche Meinung und aufgeschreckte Teile der Bevölkerung Bestand. Man denke nur an die Erstürmung der Pariser Bastille am 14. Juli 1789 – zweifellos ein Akt der Gewalt, dem aber heute mit einem nationalen Feiertag ehrend gedacht wird. Teilweise wird sogar vorausschauend die Möglichkeit eingeräumt, legalen Widerstand zu praktizieren, der, so die Interpretation mancher Staatsrechtler, das Mittel der Gewalt nicht ausschließt.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema