Ausgabe November 2017

Sebastián Piñera: Der chilenische Trump?

Wenn die Chileninnen und Chilenen am 19. November einen neuen Präsidenten wählen, droht sich die Geschichte zu wiederholen: Denn angesichts der dramatischen Popularitätsverluste der sozialistischen Präsidentin Michelle Bachelet und einer gespaltenen Linken scheint derzeit alles auf einen Triumph des Milliardärs Sebastián Piñera hinauszulaufen – ausgerechnet jenes Ex-Präsidenten, der vor Bachelets Amtsübernahme von der Studentenbewegung aus dem Amt gefegt wurde. Damit aber würde ein weiteres Land auf dem südamerikanischen Subkontinent nach rechts rücken.

Dabei waren die Hoffnungen groß, als Bachelet 2014 zum zweiten Mal das Präsidentenamt eroberte. Bachelet versprach weitreichende Sozialreformen und setzte viele davon auch durch, so etwa eine Steuer- und Arbeitsmarktreform, die die Position der Gewerkschaften stärken sollte. Sie gründete ein Ministerium für Frauen und Geschlechtergleichheit, setzte die eingetragene Lebenspartnerschaft für homosexuelle Paare durch und lockerte das äußerst restriktive Abtreibungsrecht.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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