Der revolutionäre Wandel in Osteuropa und der Bankrott des realsozialistischen Experiments haben - neben den folgenreichen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Erblasten - auch die „demokratische Frage" neu aufgeworfen: als Frage nach den - freilich systemübergreifend aktuellen - Bedingungen öffentlicher Selbstregierung. Zeitgleich mit dem Aufbruch in der DDR, der Tschechoslowakei und Rumänien haben die Frankfurter Wissenschaftler Ulrich Rödel, Günter Frankenberg und Helmut Dubiel den Essayband „Die demokratische Frage" (edition suhrkamp) vorgelegt. Der Band hat die westlichen (speziell: die bundesdeutschen) wie östlichen Defizite der Zivilgesellschaft zum Gegenstand und entwickelt Kriterien einer demokratischen Republik, von denen ein deutsch-deutsches Verfassungsprojekt auch dann noch eine Menge zu lernen hätte, wenn es sich dem Grundgesetz anschlösse. Eine Fragestellung, der auch der Beitrag von Lutz Hoffmann in diesem Heft verpflichtet ist.
Der Mitautor dieses Bandes und Direktor am Frankfurter Institut für Sozialforschung Helmut Dubiel umreißt im folgenden Beitrag, dem ein Vortrag in Leipzig vom 10. März 1990 zugrundeliegt, die Grundthesen der Autorengruppe. In der Öffentlichkeit ist der Band auf eine anhaltende Resonanz gestoßen.