Ausgabe April 1990

Zwei plus Vier gleich Fünf?

Vier Mächte und zwei deutsche Staaten

Wer in Berlin lebt, für den war schon immer klar und gegenwärtig, daß die UdSSR, die USA Großbritannien und Frankreich eine besondere Rolle innehaben, daß es spezielle Vier-Mächte-Rechte und Verantwortlichkeiten gibt. Für andere Deutsche gilt das schon weniger. Man braucht sich nur jüngste Dokumente aus der aktuellen Diskussion um die deutsche Frage anzusehen, wie z.B. den 10-Punkte Plan des Bundeskanzlers, um zu erkennen, daß der Faktor „Vier Mächte" zumindest im öffentlichen Bewußtsein weitgehend verdrängt war. Das gilt auch für die DDR, nicht aber für die Erklärung von Ministerpräsident Modrow und seine Idee für ein „Deutschland, einig Vaterland".

Aber unsere Zeit ist schnelllebig, und so hat auch das Treffen der Außenminister der Staaten des Warschauer Vertrages und der NATO im Februar dieses Jahres in Ottowa mit der Formel „4+2" die Sonderstellung der Vier Mächte für den deutschen und europäischen Einigungsprozeß wieder in grelles Licht gerückt.

Das wirft einige Fragen auf, z.B.

April 1990

Sie haben etwa 38% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 62% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo