"Schließlich ist Bonn der Ort, an dem die Geschichte der Bundesrepublik stattgefunden haben wird." Der Bonner Oberbürgermeister Hans Daniels Was der hauptstädtische Würdenträger so unschön formuliert, ist der viele inzwischen unaufhaltsam dünkende Zug der Zeit. Die Nachrufe auf die Bundesrepublik dürfen formuliert werden. Für deren Hauptstadt ist das schon geschehen. Das Wahljahr 1990 wird von solchen Attacken nicht ungeschoren bleiben. Was für die DDR die ersten freien Wahlen im März, könnten für die Bundesrepublik im Dezember die letzten sein.
Das Futurum II des Bonner Oberbürgermeisters gilt auch für die bundesdeutsche Innenpolitik. Ja, soll überhaupt noch gewählt werden fragen vornehmlich die Anwälte einer Bundesregierung, deren Mandat abläuft und deren Mehrheiten so sicher nicht sind. Für die DDR hat man eine Paradoxie anderer Art parat.
Zwar sind die Wahlergebnisse kaum zu prognostizieren (alles ist offen), doch soll wirtschafts- und gesellschaftspolitisch bereits alles "gelaufen" sein.