Denkanstöße zum DDR-Umbau
Fristgerecht zur Vorlage des „Jahreswirtschaftsberichts der Bundesregierung" hat der „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" sein bereits im November letzten Jahres angekündigtes Sondergutachten zur DDR-Entwicklung am 22. Januar 1990 vorgelegt. Der Rat zeigt dabei unerschütterte Linientreue. Was der Bundesrepublik schon seit Jahren empfohlen wird, das wird jetzt auch zur Sanierung der DDR-Wirtschaft verschrieben: Die Freisetzung einer entfesselten Marktwirtschaft und damit im Klartext die Öffnung von Entfaltungsspielräumen für die bundesdeutsche Wirtschaft und ausländisches Kapital stehen im Zentrum der Botschaft.
Nicht sonderlich originell wäre es, diesem „Rat", dessen Sachverstand sich per Gesetzesauftrag „im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung" bewegen muß, vorzuwerfen, daß er die Mängelliste des real existierenden Kapitalismus nicht mitliefert. Denn schließlich hat sich die Mehrheit der Gutachter auch durch die in den letzten Jahren anhaltende Arbeitslosigkeit und die sich bedrohlich ausweitende Umweltkrise nicht davon abbringen lassen, der Stärkung der Marktkräfte - und das heißt der konzentrierten Unternehmenswirtschaft - das Wort zu reden.