Ausgabe März 1990

Wirtschaftswunder durch Ausverkauf der sozial-ökologischen Wirtschaftsdemokratie?

Denkanstöße zum DDR-Umbau

Fristgerecht zur Vorlage des „Jahreswirtschaftsberichts der Bundesregierung" hat der „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" sein bereits im November letzten Jahres angekündigtes Sondergutachten zur DDR-Entwicklung am 22. Januar 1990 vorgelegt. Der Rat zeigt dabei unerschütterte Linientreue. Was der Bundesrepublik schon seit Jahren empfohlen wird, das wird jetzt auch zur Sanierung der DDR-Wirtschaft verschrieben: Die Freisetzung einer entfesselten Marktwirtschaft und damit im Klartext die Öffnung von Entfaltungsspielräumen für die bundesdeutsche Wirtschaft und ausländisches Kapital stehen im Zentrum der Botschaft.

Nicht sonderlich originell wäre es, diesem „Rat", dessen Sachverstand sich per Gesetzesauftrag „im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung" bewegen muß, vorzuwerfen, daß er die Mängelliste des real existierenden Kapitalismus nicht mitliefert. Denn schließlich hat sich die Mehrheit der Gutachter auch durch die in den letzten Jahren anhaltende Arbeitslosigkeit und die sich bedrohlich ausweitende Umweltkrise nicht davon abbringen lassen, der Stärkung der Marktkräfte - und das heißt der konzentrierten Unternehmenswirtschaft - das Wort zu reden.

März 1990

Sie haben etwa 47% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 53% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo