Ausgabe März 1990

Wirtschaftswunder durch Ausverkauf der sozial-ökologischen Wirtschaftsdemokratie?

Denkanstöße zum DDR-Umbau

Fristgerecht zur Vorlage des „Jahreswirtschaftsberichts der Bundesregierung" hat der „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" sein bereits im November letzten Jahres angekündigtes Sondergutachten zur DDR-Entwicklung am 22. Januar 1990 vorgelegt. Der Rat zeigt dabei unerschütterte Linientreue. Was der Bundesrepublik schon seit Jahren empfohlen wird, das wird jetzt auch zur Sanierung der DDR-Wirtschaft verschrieben: Die Freisetzung einer entfesselten Marktwirtschaft und damit im Klartext die Öffnung von Entfaltungsspielräumen für die bundesdeutsche Wirtschaft und ausländisches Kapital stehen im Zentrum der Botschaft.

Nicht sonderlich originell wäre es, diesem „Rat", dessen Sachverstand sich per Gesetzesauftrag „im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung" bewegen muß, vorzuwerfen, daß er die Mängelliste des real existierenden Kapitalismus nicht mitliefert. Denn schließlich hat sich die Mehrheit der Gutachter auch durch die in den letzten Jahren anhaltende Arbeitslosigkeit und die sich bedrohlich ausweitende Umweltkrise nicht davon abbringen lassen, der Stärkung der Marktkräfte - und das heißt der konzentrierten Unternehmenswirtschaft - das Wort zu reden.

März 1990

Sie haben etwa 47% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 53% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo