In den vergangenen Jahren ist der Eindruck entstanden, daß es mit der Abrüstung stetig vorangeht und daß kaum noch etwas diese Entwicklung bremsen kann, zumindest nicht in Europa und im Verhältnis der beiden atomaren Supermächte. Gorbatschows Appell von 1986, alle Atomwaffen abzuschaffen, war der Auftakt zu einem drei, vier Jahre lang währenden Feuerwerk sowjetischer Abrüstungsinitiativen. Im Jahr darauf gelang es mit dem INF-Vertrag, eine ganze Klasse von Atomwaffen weltweit abzuschaffen. Und im November letzten Jahres haben 22 europäische Staatschefs den Wien I-Vertrag unterschrieben, der ganz Europa erstmals einem Regelwerk kontrollierter Begrenzungen für die konventionelle Rüstung unterwirft. So überholt dieser Vertrag in manchem Aspekt auch schon wieder sein mag: er stellt das erste umfassende Abrüstungsregime für den europäischen Kontinent dar, ein Fundament, auf dem weitere Abrüstung aufbauen kann.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.