Es ist fast ein Jahr her, daß die „Blätter" zur Hilfe für Leningrad aufgerufen haben. In einem Brief vom 14. Januar 1990 (vgl. Heft 2/1991) habe ich den Leserinnen und Lesern der „Blätter" mitgeteilt, daß die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) dafür sorgen werden, daß die Spendengelder tatsächlich unverkürzt medizinischen Hilfsmaßnahmen zugute kommen können. Dabei ist es, wovon hier kurz berichtet werden soll, selbstverständlich geblieben. Was die zeitliche Umsetzung dieses Versprechens anbetrifft, bin ich freilich etwas zu optimistisch gewesen. Denn drei Tage nach der Niederschrift meines genannten Briefes fielen die ersten US-Bomben auf Bagdad. Was im Herbst 1990 noch vermeidbar schien, war bittere Realität geworden -der Golfkrieg.
Dieser Krieg und auch die nicht minder blutige Nachkriegszeit haben die Kräfte unserer Ärzteorganisation bis zum Äußersten gefordert. Nach dem offiziellen Kriegsende haben wir humanitäre Hilfe sowohl im Kurdengebiet als auch im zusätzlich von einem Bürgerkrieg verwüsteten Südirak geleistet, Tonnen von Medikamenten zum Teil persönlich in diese Regionen gefahren, mehrere Ärzteteams in den Nahen Osten entsandt - eine Hilfsaktion, deren Gesamtvolumen sich der Millionen-Grenze nähert, wenn es sie nicht bereits überschritten hat.