Zwischen Selbstverleugnung und Selbstzufriedenheit. Über Universalismus und Partikularismus
Im Dezember-Heft dieser Zeitschrift wird das mit dem Titel dieses Beitrags umrissene Spannungsverhältnis ungewollt beispielhaft dokumentiert. So wird von dem Autorengespann Knight/Kowalsky der „Blätter"-Mitherausgeberin Osterkamp eine „linke Betroffenheitsphraseologie...als Analyseersatz" zugeschrieben und sie in eine Kategorie namens „Ausländerfreunde/Inländerfeinde" gepackt, deren Triebfeder „Abscheu gegenüber allen Deutschen, ein versteckter Selbsthaß" sei. Und die so Kritisierte revanchiert sich 40 Seiten danach mit der Zuordnung des besagten Duos zu „neueren Versionen (nach Manier alerter Yuppies)", die positiv gewendete Fremdenfeindlichkeit „zum Menschenrecht auf eine eigene, durch Fremde nicht belastete Identität stilisiert" und qualifiziert dies als moralisch fragwürdige „Variante des Herr-im-Hause-Standpunkts". Angesichts solchen Schlagabtauschs könnte es fast schon von einer sensiblen Redaktion inszeniert sein, daß — zumindest räumlich — dazwischen in einem aus dem Jahre 1950 stammenden Text von Thomas Mann (der sich im Titel bezeichnenderweise „Wider die Selbstgerechtigkeit der besseren Welt" wendet) hinsichtlich staatlicher Propaganda in der Ära des Kalten Krieges von „schulbubenhaften Bezichtigungen und Gegenbezichtigungen" die Rede ist...