Der Balkan steht in Brand. Manche sprechen bereits von einem neuen Balkankrieg 1); amerikanische Analytiker rechnen mit einer Ausbreitung der Krise auf die Regionen Kossovo und Westmakedonien und mit einem Eingreifen Albaniens Griechenlands und Bulgariens 2), in Ankara ist bereits von einer (von den USA gewünschten) Intervention auch der Türkei die Rede 3). Kurz: der Balkan macht, nicht zum erstenmal, seinem Namen als sprichwörtliches Pulverfaß auf traurige Weise Ehre. Und für die meisten deutschen Beobachter steht der allein Schuldige fest (auch dies nicht zum erstenmal) 4). "In dieser blutigen Tragödie gibt es nur einen wirklichen Schurken, und der heißt Serbien", schrieb z.B. der Kommentator eines Nachrichtenmagazins im April 5), und er sprach damit einem breiten Publikum aus der Seele.
Diese Sicht der Vorgänge auf dem brennenden Balkan ist ebenso einfältig wie bequem.