Am 22. Juni beschlossen der französische Staatspräsident Franois Mitterrand und Bundeskanzler Helmut Kohl offiziell die Bildung eines gemeinsamen Armeekorps. Alle WEU-Mitglieder sind eingeladen, im sogenannten "Eurokorps" mitzuwirken, soll es doch der Kern des künftigen militärischen Arms der Europäischen Union sein, die langfristig - so der Vertrag von Maastricht - auch eine gemeinsame Verteidigungspolitik anstrebt. Die internationalen Reaktionen auf dieses Vorhaben reichten von gedämpfter Verärgerung bis zu blankem Entsetzen. So mußte sich der französische Außenminister Dumas von seinem amerikanischen Kollegen Baker anblaßen lassen, ob er nun für oder gegen "uns" sei. Und der frischgebackene deutsche Verteidigungsminister konnte sich den drängenden Fragen auf der NATO Frühjahrstagung nur durch die Versicherung entwinden, das "Eurokorps" werde unter NATO-Oberbefehl gestellt, was kurz darauf vom neuen deutschen Außenminister dahingehend korrigiert wurde, eine derartige Unterstellung sei noch keine beschlossene Sache und allenfalls ein "Fernziel". Zu den Fakten. Die politische Führung des Armeekorps wird zur Zeit durch den deutsch-französischen Sicherheitsrat bzw. seine nachgeordneten Gremien (Ratskomitee, gemischter Ausschuß) gewährleistet. Sollten sich weitere Länder am "Eurokorps" beteiligen, so wird dieser Sicherheitsrat zu einem "Rat für das Eurokorps" erweitert. Bereits am 1.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.