Die vergessene Vorgeschichte der Kommunitarismus-Diskussion
Nicht nur die Debatte über den Kommunitarismus speist eine neuerliche Konjunktur des Gemeinschaftsbegriffs. Ebensosehr ist die "Kolonialisierung der Lebenswelten" dazu angetan, die Frage aufzuwerfen, welche Verbundenheit die moderne Gesellschaft (noch oder immer wieder aufs neue) zu erzeugen vermag. Und dennoch bleibt die alte, begründete Skepsis gegenüber der deutschen ideologischen und Begriffstradition, die mit der Beschwörung von "Gemeinschaft" einhergeht. - Daß es auch andere Bezüge, Kontexte und Bedeutungen des so verdächtigen Begriffs gibt, belegt beispielsweise die amerikanische Geistesgeschichte, in der "community" und Liberalismus eng verbunden sind. Wir veröffentlichen im folgenden einen Beitrag des Berliner Soziologie-Professors Hans Joas zu diesem, hierzulande weitgehend unbeachtet gebliebenen Traditionsstrang. Den Text trug Hans Joas auf dem Kongreß "Gemeinschaft und Gerechtigkeit" vor, der vom 28. bis 3O. Mai 1992 in Frankfurt/M. stattfand. Er wurde von der Frankfurter Akademie der Künste und Wissenschaften/Gründungssekretariat veranstaltet und von Micha Brumlik (Heidelberg) und Hauke Brunkhorst (Berlin) vorbereitet. Die Kongreßbeiträge erscheinen im März 1993 beim Fischer-Taschenbuchverlag: Brumlik/Brunkhorst (Hrsg.), Gemeinschaft und Gerechtigkeit. Wir danken dem Autor und dem Verlag für die freundliche Genehmigung des Vorabdrucks. D.