"Welcome to Japan" begrüßt am Tage nach den britischen Parlamentswahlen ein Kommentator der "Financial Times" sein Publikum. Die Anspielung auf das Land im Fernen Osten steht dafür, daß die britische Insel drauf und dran ist, sich zu einem De-facto-Einparteiensystem zu entwickeln.
Obwohl Großbritannien nach 13 Jahren Tory-Herrschaft die längste und tiefste Rezession seiner Nachkriegsgeschichte erlebt, ist es der konservativen Partei entgegen allen Voraussagen zum vierten Mal hintereinander gelungen, die absolute Mehrheit der Parlamentssitze zu gewinnen. "Wenn die oppositionelle Labour Party selbst in diesen krisengeprägten Zeiten nicht in der Lage ist, die politische Macht zu erobern", lautet eine nun oft gestellte Frage, "wann wird sie jemals noch eine Chance haben?" Politik funktioniert anscheinend anders als die Gesetze des Konjunkturzyklus. Die wirtschaftliche Krise stand zwar im Vorfeld der Wahlen eindeutig im Zentrum der politischen Auseinandersetzung, dies hat den Konservativen jedoch offensichtlich mehr genützt als geschadet. Viele Wählerinnen und Wähler gingen trotz Kritik an den Tories davon aus, daß sich die ökonomische Situation unter einer Labour-Regierung eher noch verschlechtern würde.