Ausgabe Februar 1993

Wer ist das Volk? Die deutschen Integrationsformeln greifen zu kurz.

Ein Gespräch mit Karl D. Bredthauer

Karl D. Bredthauer: „Deutschland neu begründen?" — so hieß die Frage, mit der ich Sie zu diesem „Blätter"-Gespräch eingeladen habe. „Begründen" ist hier im doppelten Sinn des Wortes gemeint: im Sinne des Konstituierens, zum anderen aber als Frage nach Gründen, Begründung: Wieso eigentlich mit solch scheinbarer Selbstverständlichkeit dieser neue deutsche Nationalstaat? Nachdem es fast ein halbes Jahrhundert lang zwei unterschiedliche Staaten und, vor allem auch, Gesellschaften gegeben hat? Wenn nämlich die bisherige „Einheitsformel" -Wir sind ein Land und wollen einheitliche Lebensverhältnisse haben und darin besteht der Sinn der Veranstaltung — trügerisch ist oder zu kurz greift: muß man den ganzen, überstürzten Vorgang nicht noch einmal neu durchdenken? Vielleicht überhaupt zum erstenmal Gründe und Folgen wirklich reflektieren? Meinen Sie, es hat Sinn, die Frage so grundsätzlich - als Frage der Konstituierung und Frage des Sinns - neu zu stellen? Zwar haben wir jetzt dieses neue Deutschland, aber wie sich herausstellt, sind viele Fragen ganz und gar nicht beantwortet oder auch noch gar nicht richtig gestellt, die sich 1989/90 von selbst zu beantworten schienen.

Februar 1993

Sie haben etwa 35% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 65% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo