Ausgabe Juni 1993

Perspektiven einer neuer Nord-Süd-Politik

1. Vom Elend und Charme der Neuen Weltordnung

Wenn Elefanten miteinander kämpfen, dann leidet das Gras. Und wenn sich Elefanten lieben? Dann leidet es auch.

So ähnlich wie in diesem afrikanischen Sprichwort stellt sich für Samir Amin, einen der bekanntesten Theoretiker aus der Dritten Welt, die Lage des Südens nach dem Zerfall des „Realsozialismus", angesichts der Auflösung des Ost-West-Gegensatzes und der wachsenden Triadenkonkurrenz zwischen Europa, USA und Japan dar. Von der „neuen", der unipolaren Weltordnung, so schlußfolgert er in seinem neuen Buch, hat der Süden des Globus nichts zu erwarten. Seine wirtschaftliche und soziale Perspektive ist bereits seit längerem vorgezeichnet: Mit wenigen Ausnahmen kann von der beschleunigten Fortschreibung der Peripherisierung und Marginalisierung großer Teile Afrikas, Asiens und Lateinamerikas innerhalb des Weltsystems ausgegangen werden, wobei dieser Vorgang der Zwangsabkoppelung keineswegs mit verminderter Ausbeutung einhergeht. Der jüngste Human Development Report des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) bezifferte die Nettogewinne des Nordens im Nord-Süd-Verhältnis, die „Weltmarktkosten der Entwicklungsländer" (resultierend aus ungleicher Partnerschaft und eingeschränktem Zugang zu den Märkten), auf rund 500 Mrd. US-Dollar pro Jahr.

Juni 1993

Sie haben etwa 40% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 60% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo