In den letzten Jahren ist das Interesse an einer ökologischen Produkt- oder Materialbilanzierung sprunghaft angestiegen. Dies ist ein Ausdruck für die Erkenntnis, daß die herkömmlichen Bilanzen weder auf betriebs- noch auf volkswirtschaftlicher Ebene den Faktor Umwelt angemessen berücksichtigen. Der folgende Beitrag diskutiert die Frage, ob eine Normierung der Berechnungsmethoden durch Gesetz und/oder Verordnungen zur Zeit bereits sinnvoll ist und stellt Probleme bei der Aufstellung derartiger Bilanzen dar.
Die Enquete-Kommission "Schutz des Menschen und der Umwelt - Bewertungskriterien und Perspektiven für umweltverträgliche Stoffkreisläufe in der Industriegesellschaft" führte Ende September 1992 in Bonn eine Sachverständigenanhörung zum Thema Ökobilanzen und Produktlinienanalysen durch. Hier wurde deutlich, welche politischen Interessengegensätze hinter solchen Bilanzierungsversuchen stehen. Vor allem in den Niederlanden und den skandinavischen Ländern finden ähnliche Aktivitäten statt. Das Beurteilungsschema zur Vergabe des europäischen Umweltzeichens, das von den Europäischen Gemeinschaften im Frühjahr 1992 eingeführt wurde, beinhaltet eine Art ökologische Produktbilanzierung 1).