Ebenso reichhaltig wie originell bestückt präsentierte sich der Gabentisch im Hause Major, als der britische Premier vor kurzem seinen 50. Geburtstag beging: Sein deutscher Amtskollege Helmut Kohl etwa gratulierte mit einer Leica-Kamera, die saudische Regierung mit 50 roten Rosen, aus dem fernen Australien kamen Zuckerbäcker-Produkte, und der Präsident der früher sowjetischen Republik Turkmenistan überbrachte einen Zuchthengst. Auch das britische Umfrageinstitut "Market and Opinion Research International" (Mori) wartete mit einer Überraschung auf, einer weniger schmeichelhaften allerdings: 81% der Briten gaben an, mit den Leistungen der Regierung unzufrieden zu sein; eines der schlechtesten Ergebnisse überhaupt, so weit Mori-Chef Robert Worcester zurückdenken kann. Kurze Zeit zuvor hatte das Gallup-Institut gemeldet, fast die Hälfte der britischen Bevölkerung würde ihrem Land den Rücken kehren, wenn sich eine Chance böte; 41% aller Briten glauben gar, daß der Niedergang des Inselreichs hinsichtlich der Lebensqualität seiner Bewohner noch nicht beendet sei.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.