Geschichtsbilder in der Wendezeit
"Bonn ist nicht Weimar." Wie oft haben wir dieses stolze Bekenntnis schon gehört? Sollte die zündende Formel, die Fritz René Allemann vor mehr als 30 Jahren in Umlauf gesetzt hat, inzwischen nicht verschwunden sein, wenn sie sich bewahrheitet hätte? Das Gegenteil ist der Fall.
Tatsächlich ist sie uns heute ebenso geläufig wie damals, ja sie beansprucht eine ganz neue und unerhörte Aktualität, seit sich die neue Bundesrepublik mit den Folgen der Wiedervereinigung herumzuschlagen hat. Ein ganz neues Gefühl der Krisenanfälligkeit beschleicht die erfolgsgewohnten Wohlstandsbürger: Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit, Politikverdrossenheit und Parteiensumpf, Solidarpakt und Staatsverschuldung, Wiedergutmachung und Vergangenheitsbewältigung, das sind, in einigen Schlagwörtern, die Probleme, die eine Wiederkehr der Krisen anzukündigen scheinen, die man längst für überwunden geglaubt hatte.