Ausgabe November 1993

Die Wiederkehr der Krisen

Geschichtsbilder in der Wendezeit

"Bonn ist nicht Weimar." Wie oft haben wir dieses stolze Bekenntnis schon gehört? Sollte die zündende Formel, die Fritz René Allemann vor mehr als 30 Jahren in Umlauf gesetzt hat, inzwischen nicht verschwunden sein, wenn sie sich bewahrheitet hätte? Das Gegenteil ist der Fall.

Tatsächlich ist sie uns heute ebenso geläufig wie damals, ja sie beansprucht eine ganz neue und unerhörte Aktualität, seit sich die neue Bundesrepublik mit den Folgen der Wiedervereinigung herumzuschlagen hat. Ein ganz neues Gefühl der Krisenanfälligkeit beschleicht die erfolgsgewohnten Wohlstandsbürger: Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit, Politikverdrossenheit und Parteiensumpf, Solidarpakt und Staatsverschuldung, Wiedergutmachung und Vergangenheitsbewältigung, das sind, in einigen Schlagwörtern, die Probleme, die eine Wiederkehr der Krisen anzukündigen scheinen, die man längst für überwunden geglaubt hatte.

November 1993

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema