Der Umbruch in Deutschland und Europa beschert uns eine neue-alte Welt. Vieles erinnert an das fin-de-siecle und die Zwischenkriegszeit. Und dennoch handelt es sich hierbei nicht um bloße Wiederholung des Vergangenen. Eher erfolgt aus Mangel an Orientierung ein Rückgriff auf historische Zeiten, die jenen Räumen eingeschrieben sind, die zunehmend und konfliktreich die gegenwärtige und voraussichtlich auch die zukünftige Wirklichkeit zu bestimmen drohen. Dies gilt im übrigen auch für die eher als innenpolitisches Phänomen erachtete Fremdenfeindlichkeit in Deutschland.
Trotz aller unmittelbaren Gewißheit über die Umstände ihrer Verursachung wird mit angehaltenem Atem durchaus verspürt, diese unleidigen Ereignisse gehörten recht eigentlich zu Epiphänomenen einer neuen Zeit, die sich bislang eines jeden Einblicks erwehrt. Verhalten wird der zunehmende Verfall bislang gültiger Begriffe und hierzu gehöriger politischer Semantik registriert.
In der Tat findet sich mit dem Ende des Ost-West-Gegensatzes als systemischer Konstituante eines Weltsystems ein ganzer Deutungszusammenhang von Lebenswelten annulliert.