Der Kanzler übte sich vor Unternehmern als Prophet: „Ganz offen gestanden bin ich insoweit Pessimist, als ich bisher immer noch den einen Glauben habe, daß — wenn es jetzt auch gelingt, die Dinge in Ordnung zu bringen — wir nach einer gewissen Zeit wieder alle die Lehren auch des jetzigen harten und des nächsten vielleicht noch härteren Jahres wieder vergessen haben werden!" Der Kanzler hieß Heinrich Brüning, war vom Zentrum und erntete vor dem Reichsverband der Deutschen Industrie am 27. November 1930 laut Protokoll „lebhafte Zurufe: sehr richtig!"
Knapp 63 Jahre später wagte sich ein anderer Kanzler vor ähnlichem Publikum an dasselbe Thema: „Hier können wir nicht weitermachen wie bisher, sondern wir müssen neue Antworten finden auf die Aufgaben der Zukunft. Hierzu gehören auch wichtige Korrekturen in vielen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft, die längst überfällig sind und die nichts mit der deutschen Einheit zu tun haben." Auch bei ihm vermerkte das Protokoll Beifall, als Helmut Kohl vor dem CDU-Wirtschaftsrat seiner Partei vergangene Woche zu diesen „Lehren aus der Vergangenheit" aufrief.
Wie sich die Bilder gleichen.