Ausgabe Februar 1995

Schluß mit der Fundamentalismus-Debatte!

Plädoyer für eine Reorientierung des interkulturellen Dialogs

Die These vom drohenden „Zusammenstoß der Zivilisationen" findet immer noch eine ungewöhnlich große Resonanz - auch weil sie von Kritikern meist nur plakativ abgewehrt wird. Selbst wenn man die These für wenig gehaltvoll hält, bleibt eine Diskussion zur Sache überfällig. Von der Geographie und der Kultur her gesehen ist hierzulande die Auseinandersetzung mit den Vorgängen im arabisch-islamischen Bereich und im Iran „naheliegend". Dieter Senghaas nimmt diesen Bezugsbereich zum Ausgangspunkt, um für eine sowohl historische als auch vergleichende Grundlegung der genannten Diskussion zu plädieren. D. Red.

Die nachfolgenden Überlegungen wollen im Hinblick auf den Dialog zwischen Christen und Muslimen bzw. westlicher Moderne und Islam unzeitgemäß wirken: „das heißt gegen die Zeit und dadurch auf die Zeit und hoffentlich zugunsten einer kommenden Zeit", gemäß der Definition, die Friedrich Nietzsche diesem Begriff einst gegeben hat. Der Anstoß zu dieser Betrachtung hat seinen Ursprung in der Beobachtung, daß der genannte Dialog vom Gesetz abnehmenden Grenznutzens eingeholt wird. Ursprünglich neue Informationen, Erkenntnisse und Einsichten mobilisierend hat er sich inzwischen so sehr routinisiert, daß er in analytischer und praktischer Hinsicht kaum noch neue Gesichtspunkte zu generieren imstande ist.

Februar 1995

Sie haben etwa 36% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 64% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo