Plädoyer für eine Reorientierung des interkulturellen Dialogs
Die These vom drohenden „Zusammenstoß der Zivilisationen" findet immer noch eine ungewöhnlich große Resonanz - auch weil sie von Kritikern meist nur plakativ abgewehrt wird. Selbst wenn man die These für wenig gehaltvoll hält, bleibt eine Diskussion zur Sache überfällig. Von der Geographie und der Kultur her gesehen ist hierzulande die Auseinandersetzung mit den Vorgängen im arabisch-islamischen Bereich und im Iran „naheliegend". Dieter Senghaas nimmt diesen Bezugsbereich zum Ausgangspunkt, um für eine sowohl historische als auch vergleichende Grundlegung der genannten Diskussion zu plädieren. D. Red.
Die nachfolgenden Überlegungen wollen im Hinblick auf den Dialog zwischen Christen und Muslimen bzw. westlicher Moderne und Islam unzeitgemäß wirken: „das heißt gegen die Zeit und dadurch auf die Zeit und hoffentlich zugunsten einer kommenden Zeit", gemäß der Definition, die Friedrich Nietzsche diesem Begriff einst gegeben hat. Der Anstoß zu dieser Betrachtung hat seinen Ursprung in der Beobachtung, daß der genannte Dialog vom Gesetz abnehmenden Grenznutzens eingeholt wird. Ursprünglich neue Informationen, Erkenntnisse und Einsichten mobilisierend hat er sich inzwischen so sehr routinisiert, daß er in analytischer und praktischer Hinsicht kaum noch neue Gesichtspunkte zu generieren imstande ist.