Die Präsidentschaftswahlen in Frankreich haben dem Land zwei Sieger beschert. Zum einen den Gaullisten Jacques Chirac, der es im dritten Anlauf endlich geschafft hat, in den Elysée einzuziehen, zum andern den Sozialisten Lionel Jospin, dem man nach seinem guten Wahlergebnis zutraut, den lädierten PS (Parti Socialiste) zu erneuern und in eine nach-mitterrandistische Zeit zu führen. Chirac erhielt 52,6% der Stimmen und Jospin 47,4%, was tatsächlich beide als Erfolg werten können.
Trotzdem scheinen die Franzosen weder von Chirac noch von Jospin voll überzeugt zu sein. Neben einer vergleichsweise geringen Wahlbeteiligung (besonders im ersten Wahlgang) von wenig mehr als 80% sollte auch die gestiegene Anzahl ungültiger Stimmen (6%) nicht übersehen werden. Sie drücken ebenso wie der Zulauf an Wählern zur extremen Rechten und Linken im ersten Wahlgang einen Protest gegen die etablierten Parteien aus. Auch die Unentschlossenheit 1) vieler Wähler ist beunruhigend. Laut Umfragen soll fast jeder Zweite seine Stimme nur deswegen vergeben haben, weil er einen Sieg des anderen Kandidaten verhindern wollte, nicht aber weil er mit Person und Programm seines Kandidaten übereingestimmt hätte.