Vergasen, vergiften, erhängen, Starkstrom: Die Amerikaner sind, was Hinrichtungen anbelangt, recht vielfältig. Und sie sind engagiert. Allein im Januar sind sechs Menschen hingerichtet worden, in Texas gleich zwei an einem Tag. Der Bundesstaat Arkansas hat vergangenen Sommer drei Menschen in einer Nacht vergiftet. Die Wärter und Henker sollen nicht so viele Überstunden machen müssen. Landauf, landab, von New York und Maryland bis Texas und Kalifornien legen Gouverneure Gesetzentwürfe vor, um zum Tode Verurteilte zügiger ins Jenseits zu befördern. Der US-Kongreß mit seiner neuen republikanischen Kopf-ab-Mehrheit will die Berufungsmöglichkeiten einschränken: Die Todeshäftlinge wären doch nicht verurteilt worden, wenn sie die Morde nicht begangen hätten; einmal müsse Schluß sein. In mehreren Bundesstaaten dürfen jetzt Angehörige des Mordopfers zuschauen, wenn der Täter von Amts wegen getötet wird. Vielleicht kommen Hinrichtungen bald im Fernsehen? Einer jedoch wird nicht hingerichtet, selbst wenn er des Doppelmordes für schuldig befunden werden sollte: O. J. Simpson, Ex-Footballstar, Fernsehkommentator, Werbemann und Schauspieler, der seit Wochen in Los Angeles vor Gericht steht und angeklagt ist, seine geschiedene Frau Nicole Brown Simpson und Ronald Goldman, einen Freund, vorsätzlich umgebracht zu haben.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.