Ausgabe November 1995

Vom Preis der Politik

Daß uns "die Politik" teuer zu stehen kommt, ist ein Gemeinplatz. Es gibt niemanden, der nicht glaubte, seine Steuern seien überhöht - also wird irgendwo im Staate Geld verschwendet. Häufig führt diese Spurensuche auf "unpolitisches" Gelände: entweder zurück zur Gesellschaft, deren wohlorganisiertes Anspruchsdenken den öffentlichen Haushalt auspreßt - marode Industrien verlangen Subventionen, nimmersatte Bauern erhalten ihre überflüssigen Produkte bezahlt, "Drückeberger" verzehren Sozialhaushalte. Oder die Spur führt über "die Politik" hinaus ins bürokratische System hinein: dort, wo Heerscharen fehlplazierter Staatsdiener sich ein komfortables Arbeitsfeld geschaffen haben und, auf lange Traditionen gestützt, einstweilen noch allen Attacken trotzen, die den fetten Leviathan funktionsgerecht "verschlanken" wollen. Also Sündenböcke zuhauf. Ab und an, wie auch jetzt wieder, beißt sich das Preisbewußtsein im Politikbetrieb fest.

Dann nimmt es die "teuren Abgeordneten" aufs Korn.

November 1995

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema