Angekündigt war es seit dem Wahlkampf – Jacques Chirac würde als Präsident die Atomtests wieder aufnehmen. Die ruhten seit dem Moratorium Mitterrands von 1992. Womit anscheinend weder Chirac noch das sonstige politische Establishment in Frankreich gerechnet hatten, war der starke Widerstand. Sicher, Australien hatte immer protestiert, natürlich auch Neuseeland und einige kleinere Südseestaaten – aber die nahm man sowieso nie recht ernst. Nun aber schlagen die Tests schon vor der Explosion hohe Wellen – von der Südsee über Japan und die Bundesrepublik bis ins eigene Land. Denn auch die französische Bevölkerung ist gegen die neue Testserie. Vor zwei Jahren hatten 75% das Moratorium unterstützt, Anfang August 1995 waren es immerhin noch 56%. Und 60% der Befragten wollten, daß ihr Präsident seine Entscheidung nochmals überdenke.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.