Spätestens im Frühjahr nächsten Jahres wird Spaniens Wahlvolk vorzeitig an die Urnen gerufen, so hat es Begierungspräsident Felipe González seinem Partner Jordi Pujol von der katalanischen CiU – der in den letzten zwei Jahren die sozialistische Minderheitsregierung stützte – versprochen. „Im nationalen Interesse“ möchte González seine EU-Präsidentschaft hinter sich bringen und flugs noch einen der Grundsteine für den Beitritt zur europäischen Währungsunion legen. Mit einem strengen Sparkurs soll das Haushaltsdefizit bis 1997 von derzeit 6,7% auf die in Maastricht geforderten 3% gesenkt werden. Die Katalanen unterstützen ihn als Dank für die Absprache der Wahltermine. Allein im nächsten Jahr bedeutet dies 12 Milliarden Mark weniger im Staatssäckel – ein harter Schlag für die ohnehin nicht von Sozialleistungen verwöhnten Bevölkerung. Soweit die Pläne. Ob der in den letzten drei Jahren von einem Skandal zum nächsten wankende González das überhaupt noch durchsteht, liegt nicht zuletzt beim Obersten Gerichtshof, der Mitte September darüber entscheidet, ob er eine Klage gegen den Regierungschef und drei weitere führende Politiker der Regierungspartei PSOE wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung zuläßt. Die Rede ist von der GAL, der in den 80er Jahren mindestens 28 Menschen zum Opfer fielen.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.