Spätestens im Frühjahr nächsten Jahres wird Spaniens Wahlvolk vorzeitig an die Urnen gerufen, so hat es Begierungspräsident Felipe González seinem Partner Jordi Pujol von der katalanischen CiU – der in den letzten zwei Jahren die sozialistische Minderheitsregierung stützte – versprochen. „Im nationalen Interesse“ möchte González seine EU-Präsidentschaft hinter sich bringen und flugs noch einen der Grundsteine für den Beitritt zur europäischen Währungsunion legen. Mit einem strengen Sparkurs soll das Haushaltsdefizit bis 1997 von derzeit 6,7% auf die in Maastricht geforderten 3% gesenkt werden. Die Katalanen unterstützen ihn als Dank für die Absprache der Wahltermine. Allein im nächsten Jahr bedeutet dies 12 Milliarden Mark weniger im Staatssäckel – ein harter Schlag für die ohnehin nicht von Sozialleistungen verwöhnten Bevölkerung. Soweit die Pläne. Ob der in den letzten drei Jahren von einem Skandal zum nächsten wankende González das überhaupt noch durchsteht, liegt nicht zuletzt beim Obersten Gerichtshof, der Mitte September darüber entscheidet, ob er eine Klage gegen den Regierungschef und drei weitere führende Politiker der Regierungspartei PSOE wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung zuläßt. Die Rede ist von der GAL, der in den 80er Jahren mindestens 28 Menschen zum Opfer fielen.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.