Wie Disraeli die Whigs aus der Mitte vertrieb
Als der konservative Premierminister und bürgerliche Reformer Robert Peel seine Partei im Jahre 1846 auf den Freihandel verpflichten wollte, spaltete er die Tories und trieb den größten Teil von ihnen dem genialischen Opportunisten Disraeli in die Arme. Auch damals hielt man das für eine politische Katastrophe und sagte eine reaktionäre Rückwendung voraus, die die Tories auf lange Zeit regierungsunfähig machen würde. Doch Disraeli erfüllte diese Erwartungen nicht. Er führte den Kornzoll nicht wieder ein, vertrieb die Whigs mit einer demokratischen Wahlrechtsreform aus der Mitte und verankerte die aristokratische Landpartei in der Mitte der Gesellschaft.
Nun ist Scharping kein Peel und Lafontaine kein Disraeli, dennoch gibt es Vergleichbares. Scharping war der trockene Mann der Mitte und Lafontaine wird, wenn er klug ist, der populistische, rhetorisch begabte, schillernde Mann der Mitte sein. Denn Wahlen werden nach wie vor in der von Frau Seebacher-Brandt so verteufelten Mitte gewonnen oder verloren – und um diese Mitte konkurrieren nach wie vor CDU, SPD, Grüne und Liberale. Das bürgerliche Lager gibt es so wenig wie ein sozialistisches Lager, denn viele Wähler der Grünen sind Bürgerkinder, und der linke Flügel der CDU ist nach wie vor von der katholischen Soziallehre geprägt.