Ausgabe März 1996

Korporatismus für Arbeit

Zwischen Marktentfesselung und Beschäftigungspolitik. Bündnis für Arbeit und Standortsicherung: Chancen und Probleme

Die Entwicklung des bundesdeutschen Arbeitsmarktes verläuft katastrophal. Im Januar hat die Zahl der registrierten Arbeitslosen erstmals die Rekordmarke von vier Millionen überschritten. Hinzugerechnet werden muß die „verdeckte“ Arbeitslosigkeit, die Zahl der Menschen, die durch die Instrumente der Arbeitsmarktpolitik – wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Fortbildung und Umschulung sowie Vorruhestands- und Altersübergangsgeld – erst einmal nicht in die Arbeitslosigkeit entlassen werden. Betroffen sind nach der Statistik der Bundesanstalt für Arbeit über 1,5 Millionen Menschen in Ost- und Westdeutschland. Schließlich ist die „stille Reserve“ von derzeit über einer Million zu berücksichtigen. Das dominierende Motiv, sich bei den Arbeitsämtern nicht mehr registrieren zu lassen und damit zur „stillen Reserve“ gezählt zu werden, liegt im Verlust der Hoffnung, jemals wieder erfolgreich in ein Beschäftigungsverhältnis vermittelt werden zu können. Wie neuere Untersuchungen bestätigen, befinden sich vor allem Frauen in erschreckend wachsendem Ausmaß in dieser Situation. Auch was die Dauer der Arbeitslosigkeit betrifft, wachsen die Belastungen. In der zunehmenden Zahl an Langzeitarbeitslosen spiegelt sich die Vertiefung der Beschäftigungskrise wider. Aber auch die Situation der „Arbeitsplatzbesitzer“ bleibt nicht unberührt.

März 1996

Sie haben etwa 52% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 48% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo