Stand und Ansichten des europäischen Projekts / im Blätter-Gespräch
Ein "Blätter"-Gespräch mit Karl Lamers Anlaß für das "Lamers/Schäuble-Papier", die europapolitische Erklärung der CDU/CSU-Fraktion vom 1. September 1994, war die Beobachtung, daß der europäische Einigungsprozeß "an einen kritischen Punkt" gelangt sei, es wurde von einer zwei- bis vierjährigen Korrekturfrist gesprochen (vgl. den Wortlaut in: "Blätter" 10/1994, die Beiträge von Josef Janning und Jörg Huffschmid in: "Blätter", 11/1994, sowie den Artikel von Karl Lamers in: "Blätter", 12/1994). Zeit für eine Zwischenbilanz: Karl D. Bredthauer und Arthur Heinrich führten ein Gespräch mit Karl Lamers, dem außenpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. D. Red.
"Blätter": Herr Lamers, im europapolitischen Positionspapier von 1994 wurde eine Entwicklung der Gemeinschaft hin zur "'gehobenen' Freihandelszone" konstatiert. Ist dieser Trend gestoppt?
Karl Lamers: Das kann man heute noch nicht endgültig sagen. Aber ich glaube, daß sich bei den bisherigen Verhandlungen der Regierungsvertreter wie auch bei den Diskussionen in den meisten Hauptstädten eine positive Tendenz zu Mehrheitsentscheiden herausgestellt hat. Das ist eine Frucht der Einsicht, daß die Europäische Union nicht weiter existieren kann, wenn sie handlungsunfähig wird.