Beim Marsch in Richtung Europäische Einheitswährung gewinnt der politische Wille zusehends die Oberhand über den gesunden Menschenverstand. Ein Triumph des Willens, könnte man sagen - des deutschen Willens, nämlich der anhaltenden Entschlossenheit Kanzler Kohls, die Einheitswährung 1999 einzuführen, auch wenn nur Deutschland und Frankreich das schaffen. Italiens neue Mitte-Links-Regierung hat bisher daran festgehalten, daß Italien als drittes großes Land mit von der Partie sein wird, auch wenn dies beim gegenwärtigen wirtschaftlichen Zustand des Landes nicht plausibel klingt. Auch hier setzte man auf einen Triumph des Willens. Kürzlich hat nun der italienische Vizepremier, Walter Veltroni, ausgesprochen, was jedermann klar genug vor Augen steht: Ganz Westeuropa befindet sich in einer derartigen Wirtschaftskrise, daß wohl niemand die im Maastrichter Vertrag für 1999 festgelegten Kriterien einer Währungsunion wird erfüllen können.
Veltroni wagte es, in der Tageszeitung "Corriere della Sera" anzuregen, die Regierungen sollten vernünftigerweise jene Kriterien überdenken, die in ganz Westeuropa Beschäftigung und Wachstum blockieren. Zuvor hatte schon FIAT-Chef Cesare Romiti gesagt, wenn durch eine Vertagung des Beitritts zu der neuen Währung in Italien Arbeitsplätze und Wachstum geschaffen werden könnten, wäre dies die Sache wert.