Ausgabe Dezember 1997

Siegt die Marktorthodoxie, stirbt die Demokratie

Überlegungen am Ende eines zwiespältigen Jahres

Am Ende des Jahres 1997 sieht manches anders aus als an seinem Beginn, nicht nur in Paris oder London, auch bei den gestern noch als leuchtende Vorbilder gefeierten Kleinen Tigern Asiens beispielsweise. Was dies für die unverändert zentrale Auseinandersetzung zwischen den Verfechtern der "Markttheologie" und denen einer demokratischen Zähmung der Marktkräfte bedeuten mag, hat Norman Birnbaum in einem großen Essay untersucht. Dieser erscheint in Kürze unter dem Titel "Democracy Is As Democrary Does" in der amerikanischen Zeitschrift "Salmagundi" (veröffentlicht am Skidwore College in Sarataga Springs, N.Y:). Die "Blätter" stellen Birnbaums Überlegungen in einer stark gekürzten deutschen Fassung in eigener Übersetzung vor. Norman Birnbaum lehrt am Law Center der Georgetown University in Washington, D.C. Wir freuen uns, bei dieser Gelegenheit vorankündigen zu können, daß dieser herausragende amerikanische Sozialwissenschaftler, der wie wenige auf beiden Seiten des Atlantik zuhause ist, die "Blätter" ab Januar 1998 als Mitherausgeber unterstützen wird. - D. Red.

Die wissenschaftliche Debatte über die gegenwärtigen Probleme der Demokratie spielt sich unter Historikern, Juristen, Philosophen, Volkswirtschaftlern und Politologen ab.

Dezember 1997

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Politik vor Recht: Die Aushöhlung der liberalen Demokratie

von Miguel de la Riva

Als der FPÖ-Chefideologe und heutige Parteivorsitzende Herbert Kickl im Januar 2019 in einem ORF-Interview darauf angesprochen wurde, dass seine Asylpläne an die Grenzen von EU-Recht, Menschenrechtskonvention und Rechtsstaat stoßen, antwortete der damalige österreichische Innenminister, „dass das Recht der Politik zu folgen hat und nicht die Politik dem Recht“.

Ernst, aber nicht hoffnungslos

von Thorben Albrecht, Christian Krell

Spätestens seit Ralf Dahrendorfs berühmt gewordener These vom „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts“ gehören SPD-Niedergangsprognosen zu den Klassikern der parteibezogenen Publizistik. Die Partei hat diese Prognose bisher um 42 Jahre überlebt. Aber das konstituiert keine Ewigkeitsgarantie.