Ausgabe September 1997

Which Way to Welfare?

Ein neues Europa entsteht - und gleichzeitig eine Herausforderung für die transatlantischen Beziehungen. Noch vor drei Monaten saß in Paris wie in Bonn eine konservative Regierung fest im Sattel, die sich einer einheitlichen europäischen Währung als Gegengewicht zum Dollar verschrieben hatte. Mittlerweile regiert in Frankreich die Linke. Sie sucht nach einer neuen Wirtschaftspolitik. Und Helmut Kohl, noch vor einem Jahr als "der neue Bismarck" gefeiert, sieht sich heute der Möglichkeit einer Wahlniederlage gegenüber. Seine Haushalts und Steuerreformvorschläge scheiterten Anfang August. Bei den für das nächste Jahr anstehenden Bundestagswahlen wird es nun nicht nur darum gehen, Parteien zu wählen. Entschieden wird auch über das Wesen der Gesellschaft.

Helmut Kohl steht für Steuersenkungen, soziale Flexibilität und einen fiskalischen Sparkurs mit dem Ziel, die globale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern und den Euro fristgerecht einzuführen. Die sozialdemokratische Opposition verteidigt die Grundzüge des bisherigen Gesellschaftsvertrags der Bundesrepublik und damit eines der weltweit großzügigsten Systeme sozialer Wohlfahrt. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" bereits kommentierte, ist diese Entscheidung eine Wahl wert. Weithin gilt sie als eine zwischen dem amerikanischen und dem westeuropäischen "way of life".

September 1997

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