Ausgabe Dezember 1998

Kosovo: Not kennt kein Gebot?

Ein Ausweg aus dem Dilemma Gewalt ohne Mandat

In der Kosovo-Krise prallen zwei wesentliche Rechtsgüter aufeinander: die Wahrung von Menschenrechten, ja die Verhinderung von Genozid auf der einen und das generelle Gewaltverbot auf der anderen Seite. Daß das Vorgehen der serbischen Polizisten und Soldaten ein militärisches Eingreifen, um der Gewalt ein Ende zu setzen, dann rechtfertigen würde, wenn dafür reale Erfolgsaussichten bestünden, soll hier nicht bestritten werden. Gleichfalls gilt, daß einzig die NATO in der Lage dazu wäre. Freilich ist dieses „wenn“, auch das soll nicht verschwiegen werden, eine sehr starke Bedingung, welche die laufenden NATO-Pläne nicht überzeugend einlösen. Was auf dem Boden anderes geschehen solle, als die UCK zu ermutigen, wieder die Waffen für die Unabhängigkeit aufzunehmen, wenn selektive Luftschläge der NATO die serbische Seite erst einmal (vorübergehend) eingeschüchtert hätten, ist nämlich völlig unklar geblieben. Zum Glück bleibt die Probe aufs Exempel uns vorerst erspart.

Dieses Bedenken einmal beiseite, ist festzuhalten, daß ein vertretbarer Grund für den Gewalteinsatz nur die notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung darstellt, ihn auch tatsächlich durchzuführen.

Dezember 1998

Sie haben etwa 38% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 62% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo