Ausgabe Dezember 1998

Kosovo: Not kennt kein Gebot?

Ein Ausweg aus dem Dilemma Gewalt ohne Mandat

In der Kosovo-Krise prallen zwei wesentliche Rechtsgüter aufeinander: die Wahrung von Menschenrechten, ja die Verhinderung von Genozid auf der einen und das generelle Gewaltverbot auf der anderen Seite. Daß das Vorgehen der serbischen Polizisten und Soldaten ein militärisches Eingreifen, um der Gewalt ein Ende zu setzen, dann rechtfertigen würde, wenn dafür reale Erfolgsaussichten bestünden, soll hier nicht bestritten werden. Gleichfalls gilt, daß einzig die NATO in der Lage dazu wäre. Freilich ist dieses „wenn“, auch das soll nicht verschwiegen werden, eine sehr starke Bedingung, welche die laufenden NATO-Pläne nicht überzeugend einlösen. Was auf dem Boden anderes geschehen solle, als die UCK zu ermutigen, wieder die Waffen für die Unabhängigkeit aufzunehmen, wenn selektive Luftschläge der NATO die serbische Seite erst einmal (vorübergehend) eingeschüchtert hätten, ist nämlich völlig unklar geblieben. Zum Glück bleibt die Probe aufs Exempel uns vorerst erspart.

Dieses Bedenken einmal beiseite, ist festzuhalten, daß ein vertretbarer Grund für den Gewalteinsatz nur die notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung darstellt, ihn auch tatsächlich durchzuführen.

Dezember 1998

Sie haben etwa 38% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 62% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo