Ausgabe Dezember 1998

Kosovo: Not kennt kein Gebot?

Gebt den Vereinten Nationen eine Feuerwehrtruppe

Nach dem Kalten Krieg sind die Aufgaben der Vereinten Nationen zahlenmäßig explodiert. Von einem Forum steriler Debatten haben sie sich zum Brennpunkt weltweiter Zusammenarbeit und Konsensbildung entwickelt. Die Erkenntnis breitet sich aus, daß die Welt ein durch gegenseitige Abhängigkeiten gekennzeichneter Makroorganismus ist, in dem kein Land und keine Region sich nur mit sich selbst beschäftigen kann. Aber ethnische Konflikte und Bürgerkriege quälen immer noch Teile dieses gigantischen politischen Gebildes, das unser Planet ist. Sie brechen von Zeit zu Zeit in armen, unruhigen und unterentwickelten Gegenden aus. Schnelles und kompetentes Handeln könnte diese Buschfeuer oft löschen, bevor sie sich zu Feuerstürmen entwickeln, die große Gebiete verwüsten und alle Hoffnungen auf langfristigen ethnischen Frieden und Versöhnung zu Asche verbrennen.

Dennoch sind die Vereinten Nationen in solchen Situationen überfordert und reagieren nur langsam. Die Krise im Kosovo hat dies noch einmal verdeutlicht. Da sich ihr wohlhabendstes Mitglied weigert zu zahlen, verfügen sie nicht über ausreichende finanzielle Mittel. Die Entscheidungsfindung im Sicherheitsrat leidet darunter, daß die einzelnen ständigen Mitglieder nur nach den engen Kriterien ihrer eigenen nationalen Interessen urteilen.

Dezember 1998

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