Zu Gründungskonstellation und Erfolgsbedingungen der Bundesrepublik
Ein "Blätter"-Gespräch mit Norbert Frei 1998/99 jähren sich die (nach der Zäsur des 8. Mai 1945) wichtigsten Gründungsdaten der Bundesrepublik zum 50. Mal - Währungsreform, Parlamentarischer Rat, dann Grundgesetz und Start des 41 Jahre währenden "Provisoriums" am Rhein ... Das Interesse an diesen Daten erscheint uns keinesfalls museal oder archivarisch, vielmehr hochpolitisch, denn just zum 50. Jahrestag der Bonner Republik erfolgt die Verlegung des politischen Zentrums vom Rhein an die Spree, ein Umzug von hohem politischem Symbolgehalt.
Um so brisanter die Frage, wie die "neue" Bundesrepublik mit der "alten" umgehen wird und soll, ob diese retrospektiv wieder zum Provisorium schrumpft, zu einer eher peinlichen, jedenfalls endlich zu überwindenden Ausnahmeperiode in der Geschichte des deutschen Nationalstaats, außengesteuert von Siegermächten, von deren Einfluß es sich zu emanzipieren gilt. Oder ob das, was in den "Blättern" hilfsweise als "Gründungsratio" der Bonner Republik bezeichnet wurde, die essentials einer Abkehr vom "deutschen Sonderweg" umschreibt.
Ob schließlich eine solche Gründungsratio, obwohl die außenpolitische Konstellation sich tiefgreifend verändert hat, in der Bundeshauptstadt Berlin weiter gelten soll und kann. Die Deutschland-Debatte der "Blätter" geht weiter.