Es ist also wieder soweit. Die Studierenden formieren sich zur größten Protestbewegung seit dem fast legendären Streikwinter 1988/89 und können sich vor Solidaritätsbekundungen, Sympathiebeipflichtungen, vor Lobhudeleien aller Seiten kaum retten. Wo sonst polizeiliche Räumungen und Wasserwerfereinsätze an der Tagesordnung waren, gibt es nun freundliche Gespräche und Angebote zur Zusammenarbeit. Doch spätestens als die FAZ und Bundeskanzler Kohl Verständnis für die Aktionen der Studierenden äußerten, mußten sich diese fragen, ob sie nicht etwas falsch machen.
Wer sind die Studierenden, die den Streik begannen? Zunächst überwiegend Erstsemesterinnen und Erstsemester, die aus ehrlicher Empörung heraus, daß auch das be- oder überstandene Abitur keine Eintrittskarte mehr in ein sicheres Studium ist, aufbegehrten. Diese standen mit Beginn des Wintersemesters vor überfüllten Hörsälen oder bekamen schlichtweg keinen Praktikumsplatz. Eher unorganisiert und „aus dem Bauch heraus“ machten sie ihrem Ärger Luft und weigerten sich, diese Bedingungen wie ihre älteren Kommilitonen mit (bisweilen zynischem) Galgenhumor hinzunehmen. Doch bald holte der Schwung der Jüngeren auch die höheren Semester aus ihrer politischen Gelähmtheit.