1.2. - J u g o s l a w i e n. Bundeskanzler Schröder erklärt nach einem Treffen mit NATO-Generalsekretär Solana in Bonn, die Kontaktgruppe meine es bitter ernst mit der Aufforderung an Belgrad und die Kosovo-Albaner, sich innerhalb von drei Wochen auf eine Regelung für die Provinz zu einigen (vgl. "Blätter", 3/1999, S. 260 f.). Präsident Milosevic müsse begreifen, daß die gesetzten Fristen "punktgenau" einzuhalten seien. Solana spricht von einer letzten Chance für den Frieden und verweist auf die ihm übertragene Vollmacht, ohne weitere Konsultation der NATO-Mitgliedstaaten Luftangriffe anzuordnen. Schröder empfangt anschließend den russischen Außenminister Iwanow. - Am 7.2. beginnen auf Schloß Rambouillet bei Paris die von der Balkan-Kontaktgruppe angesetzten Verhandlungen zwischen den Vertretern der Serben und den Vertretern der albanischen Volksgruppe. Die Kontaktgruppe legt dazu die neue Version eines Friedensplans vor. Den Vorsitz der Konferenz ("Réunion de Rambouillet") führen die Außenminister Vedrine (Frankreich) und Cook (Großbritannien), als Vermittler fungieren der amerikanische Kosovo-Beauftragte Hill sowie die Diplomaten Petritsch (Österreich) und Maiorski (Rußland).
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.