Lateinamerika im Atlantischen Dreieck
Lateinamerikas Außenpolitiker geben sich „vorsichtig optimistisch“. In mannigfachen Variationen läßt sich die Botschaft hören und lesen: Man will sich nach den Schuldentraumata der „verlorenen Dekade“ in nächster Zukunft – gerade auch vor dem Hintergrund der Krisen in Asien und auf dem eigenen Kontinent – wieder eindeutiger positionieren. Außenpolitische Akteure und Analytiker versuchen das abgeschlaffte Profil ihrer Länder im internationalen Bereich zu straffen, um für das kommende Millennium gerüstet zu sein. Für die politischen Eliten fällt dabei nicht wirklich ins Gewicht, daß die Devisenschuld von 280 Mrd. Dollar (1982) auf 698 Mrd. (1998) wuchs, daß die einst vielversprechende Mittelschicht während des neoliberalen Umbaus grob zerrieben wurde und daß Armut und soziale Ungleichheit schärfer denn je ausgeprägt sind. Galt früher, im Rahmen der außenpolitischen Emanzipationsversuche der 70er Jahre, als Ziel, zur „Mittelklasse der Dritten Welt“ aufzusteigen, peilt man jetzt, unter Abstreifen der meisten Dritte-Welt-Referenzen, das Heranrücken an den elitären OECD-Club der reifen Industriestaaten an. Mexiko gehört ihm bereits seit 1994 an. Auch der Ruf nach einer speziellen Beziehung zu Europa in Gestalt der Europäischen Union (EU) wird wieder laut, was die Vorbereitungen für den 1.