Im Oktober 2000 jährt sich zum zehntenmal der Anschluß der neuen Länder an die Bundesrepublik. Viel ist bereits über Verlauf und Ergebnisse der Transformation von Gesellschaft und insbesondere der Wirtschaft in den neuen Ländern nachgedacht und geschrieben worden, aber nur selten finden sich in der Flut der Artikel, Kommentare und vor allem der regierungsamtlichen Erklärungen nüchterne sozialkritische Wertungen dieses historischen Prozesses. Es scheint sich vielmehr fortzusetzen was schon zu Beginn des „Aufschwung Ost“ typisch war: Wunschdenken ergänzt mangelhafte Analyse der Interessen und Möglichkeiten jener Akteure, die zu Gestaltern der sich transformierenden ostdeutschen Wirtschaft wurden. Der ostdeutschen Bevölkerung wurden 1990/91 blühende Landschaften sowie Produktivität und Einkommen wie in Westdeutschland offiziell versprochen. Die damals für diese Ziele prophezeiten „Zeiträume von drei bis fünf Jahren“, kritisiert ein Bericht der gegenwärtigen Regierung zu Recht als Fehleinschätzung.1 Der Weg zu solchen Wachstumssprüngen, so verkündeten Anfang der 90er Jahre die Initiatoren des „Aufschwung Ost“, führe über die rigorose „Sanierung durch Privatisierung“ der Treuhand-Unternehmen und die strikte Handhabung des Prinzips „Rückgabe vor Entschädigung“.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.